Was ist Biohacking?

Biohacking ist die Optimierung von Performance, Gesundheit und Wohlbefinden indem Wissenschaft, Technologie und ein tiefes Verständnis von menschlicher Physiologie und Ernährung zusammengeführt werden. Medial wird unter dem Begriff “Biohacking”oft vor allem die invasive Technologie wie Chip-Implantate in den Vordergrund gestellt, allerdings ist Biohacking im Kern eine viel natürlichere Thematik und die invasive Technologie und Cybernetics nur ein Randthema.

Biohacking ist ein holistischer Ansatz gegenüber Gesundheit und Wohlbefinden. Die menschliche Gesundheit kann nicht mit einem vereinfachten Schema angegangen werden wenn Wohlbefinden das langfristige Ziel ist. Das Geheimnis zu einem guten und gesunden Leben lässt sich deshalb nicht in einer Pille, Modediät oder einem trendigen Sportprogramm alleine finden.

Trendige Beispiele sind hier Keto-Diät, Bauchmuskeltraining und gehypte Detox-Supplemente. Alle diese Dinge können einen Platz in deinem Ansatz finden, sie sind aber niemals die alleinige Lösung zu deinen persönlichen Schwierigkeiten.

Die Erforschung der menschlichen Genetik wurde längere Zeit als der große Hoffnungsschimmer zur Lösung vieler gesundheitlicher Probleme gesehen. Und auch wenn diese Informationen unheimlich hilfreich sind, haben wir erst vor kurzem festgestellt wie wichtig die Epigenetik ist. Epigenetische Faktoren schalten unsere Gene an und aus, je nach Bedarf. Unsere Umwelt ist also maßgeblich für die Funktion und Expression unserer Gene verantwortlich. 

“Genetic loads the gun, but your lifestyle / epigenetics/ the environment pulls the trigger.”

Eine gute Quelle zum Thema Epigenetics ist die Wissenschaftlerin Dr. Kara Fitzgerald:
https://www.drkarafitzgerald.com/2021/09/01/exploring-longevity-medicine-and-epigenetic-aging-with-dr-lucia-aronica/

Unheimlich viel Wissen wurde in den letzten Jahrzehnten generiert. Wissenschaftliche Studien sind aber immer möglichst minimalistisch und fokussieren sich auf einen Faktor, damit man konkrete Rückschlüsse ziehen kann. Diese Effekte sind in vielen Menschen dann vorhanden, allerdings kann das einzelne Individuum dies nur durch Testen und Ausprobieren herausfinden. Es gibt keine universellen Blueprint der für alle Menschen gleichermaßen funktioniert. Deshalb orientieren Biohacker sich an wissenschaftlichen Erkenntnissen und setzen diese praktisch um. Durch Protokollieren und Testen evaluieren sie anschließend dann die Effektivität. 

Es gibt somit keine universelle Lösung für jeden Menschen. Der holistische Ansatz des Biohackings ist deshalb so vielversprechend, weil die Kombination von den richtigen Faktoren einen multiplikativen Effekt mit sich bringt. Holistische Wohlbefinden ist also nicht das Resultat von einer gesunden Zutat, einem Supplement oder einer Droge.

Einzeln wirken diese Stoffe zwar förderlich, ihr Effekt ist allerdings minimal. Zur Erklärung soll das folgenden Beispiel dienen:

Pflanzenreiche Ernährung = 1

Krafttraining = 1

Meditation = 1 

Alle diese drei Faktoren haben einen positiven Einfluss auf unsere Gesundheit und geben uns einen Punkt. Kombiniert man diese Faktoren kann man einen verstärkenden Effekt feststellen.

Pflanzenreiche Ernährung + Krafttraining = 1 + 1 = 3

Pflanzenreiche Ernährung + Krafttraining + Meditation = 1 + 1 + 1 = 7

Diese Phänomen wird auch als Emergenz bezeichnet. Signifikante spürbare und relevante Veränderungen erreicht man in dem man effektive Faktoren kombiniert. 

Eine neuere wissenschaftliche Studien hat dieses Beispiel nachverfolgt und konnte in 8 Wochen das durchschnittliche biologische Alter der Probanden um 3,23 Jahre senken. 1

Ein Beispiel: 6 Stunden Sport die Woche stehen 1,5 Stunden Sport + 0,5 Stunden Meditation + 2 Stunden Kochen die Woche gegenüber. Mit der zweiten Variante wirst du Zeit sparen, gesünder leben, mehr Muskeln ansetzen und bessere Fortschritte erzielen. Diese Erkenntnisse aus dem Biohacking lassen dich durch diese verstärkenden Effekte auch produktiver werden. Du machst zwar mehr von verschiedenen Dingen, aber insgesamt sparst du Zeit durch die Amplifikation der einzelnen Effekte.

Diese Erkenntnis war auch die, die mich persönlich zum Biohacking gebracht hat.
Fokussierst du dich nur auf Sport, nur auf Ernährung, oder nur auf Entspannung? Dann wirst du nie anhaltende und effektive Ergebnisse erzielen können. 

Was gehört alles zum Biohacking?

Biohacking ist systemisches Denken. Ein menschliches Wesen besteht aus vielen verschiedenen Systemen. Das Ziel von Biohacking ist zu verstehen, wie diese Systeme miteinander arbeiten und interagieren. 

Biologische Organismen wie der Mensch haben auto-regulatorische Mechanismen durch die der Organismus in einem Gleichgewicht gehalten wird, auch Homöostase genannt.

Ist diese Gleichgewicht in Balance, dann funktioniert der menschliche Körper am besten. Ein weitreichende Beziehung zum Umfeld und zur Umwelt ist deshalb eine Voraussetzung für den Menschen um gesund zu bleiben.

Auch wir Menschen sind immer konstant mit unserer Umgebung im Austausch, auch wenn es sich in vielen Städten mittlerweile anders anfühlt. Ein gutes Beispiel ist unsere Beziehung zu Bakterien, Viren und anderen Mikroorganismen die in unserem Darm, in den Mucusmembranen oder auf unserer Haut leben. Ungleichgewichte in dieser Beziehung (also z.B. eine Dysbiose) führen zu Unwohlsein, Krankheiten (wie Leaky Gut) oder anderen entzündlichen Darmkrankheiten und Allergien.

Gerade Leaky Gut ist ein Prozess der schleichend beginnt und viele Menschen in der heutigen Zeit betrifft. Eine gute Einführung zu dem Thema findet man z.B. hier :

Leaky gut – IMD Institut für medizinische Diagnostik, Labor

Biohacking kombiniert also verschiedene Systemebenen um eine optimale Gesundheit zu erzielen. Das beinhaltet eine Balance der verschiedenen Level unseres Körpersystems.

Zum einen eine Balance der einfachen Ebenen:

  • Ernährung und Mikronährstofflevel
  • Mitochondrien und Energielevel
  • Mikrobiom und Darmgesundheit

Zum anderen eine Balance der höheren Ebenen:

  • Soziale Beziehungen
  • Umgebung

Im Biohacking wird nach dem Paretoprinzip gearbeitet. Eine Fokussierung auf die Faktoren , die nur 20% ausmachen, aber 80% der Resultate ausmachen ist angestrebt.

Wie wird im Biohacking gemessen?

Im Biohacking wird nach dem Prinzip der Quantified-Self-Bewegung 2 gearbeitet. Diese Bewegung wurde im Jahr 2007 von Kevin Kelly und Gary Wolf ins Leben gerufen und hatte zum Ziel Wissen über den eigenen Körper mithilfe von Eigenmessungen zu erhalten. 

Heutzutage ist es kinderleicht, über sich selber Daten zu sammeln und Zusammenhänge objektiver festhalten zu können. Neben den zahllosen Aktivitätstracker bietet vor allem das Smartphone endlose Möglichkeiten Self-tracking zu betreiben. Aber auch ganz traditionell über ein Tagebuch oder über standardisierte Fragebögen lässt sich unheimlich viel festhalten. 

Über Self-tracking gelangen viele Menschen auch wieder zurück zu einem besseren Gefühl was gut für sie ist. Verbesserte Intuition kann also ein positiver Nebeneffekt sein wenn Self-tracking bewusst erfolgt.

Gemessen werden kann zum Beispiel:

  • Die tägliche Bewegung über einen Schrittzähler
  • Die Ernährung über ein Tagebuch
  • Die Kalorienanzahl über einen Kalorientracker 
  • Die Schlafdauer über eine Schlafapp oder einen Ring 3
  • Das subjektive Wohlbefinden über ein Tagebuch
  • Die Körpertemperatur um z.B. den weiblichen Zyklus zu tracken
  • Der eigene Blutdruck um Stressreaktionen zu erkennen

Durch Self-tracking sorgt man dafür dass man am Ball bleibt und sich selbst nicht belügt. Der Effekt der “Gamification” sorgt zudem dafür, dass wir motiviert bleiben und gute Routinen als Erfolge feiern und als positives Gefühl im Gedächtnis behalten. Das generiert positive Feedbackloops, die helfen, festgefahrene Verhaltensweisen zu verändern. 

Self-tracking ist ein also ein Mittel um eine gewünschte Veränderung anzustoßen und seinen Fortschritt beobachten zu können. 

Wann startest du dein erstes Self-tracking-Experiment? 

Self-tracking ist aber kein Muss um mit Biohacking zu starten. Wichtig ist der Wille seinem Körper Gutes tun zu wollen. Erfolg im Biohacking bedeutet eine bessere Beziehung zu seinem eigenen Körper und ein verbessertes Verständnis der eigenen Biologie.

In meinen Augen sind wir in Zukunft alle Biohacker.4 

Mit den vielen Möglichkeiten Informationen über sich selbst zu sammeln, stellt sich vor allem eine Frage für mich:
Wann startest du endlich damit?

Books:

  1. Authors: Olli Sovijärvi, Teemu Arina, Jaakko Halmetoja
    Biohacker’s Handbook (hardcover) | Biohacker Center Online

Sources:

  1. Potential reversal of epigenetic age using a diet and lifestyle intervention: a pilot randomized clinical trial
  2. InfoQuantified Self Deutschland
  3. Accurate Health Information Accessible to Everyone
  4. What Is Biohacking – Biohacking Explained In a Nutshell

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